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Mittwoch, 10. Oktober 2018

Chiles Präsident Sebastián Piñera von Angela Merkel und dem Bundespräsidenten in Berlin empfangen

Sebastián Piñera ist endlich mal wieder ein Staatsgast, der mit seinen 68 Jahren älter als die Kanzlerin und älter als der Bundespräsident ist. Sein Leben hatte eine gute Ausgangsbasis. Er war von Beruf Sohn und studierte an der Harvard University in den USA. Dort stellte er unter Beweis, dass er eine überdurchschnittliche Intelligenz besaß. Nach dem Studium kehrte er nach Chile zurück und arbeitete von 1971 bis 1990 als Professor an der Universidad de Chile.

Chiles Präsident Sebastián Piñera in Berlin bei Angela Merkel und Frank-Walter Steinmeier
Chiles Präsident Sebastián Piñera in Berlin - Empfang mit militärischen Ehren im Bundeskanzleramt (Foto: Malte Koch)
Nebenbei baute er eine Firma zur Vermarktung von Kreditkarten auf. Er war damit so erfolgreich, dass er zusätzlich Anteilseigner an einer Fluggesellschaft und einem privaten Fernsehsender wurde. Sein aktuelles Vermögen liegt bei etwa 2,7 Milliarden US-Dollar. Das entspricht etwa der Hälfte des Vermögens des Ministerpräsidenten von Tschechien, Andrej Babiš.

Seine politische Karriere begann bereits während der Pinochet-Diktatur. Obwohl Sebastián Piñera politisch auf der rechten Seite angesiedelt ist, unterstützte er nicht alle Entscheidungen und Machenschaften Pinochets. Das sorgte gelegentlich für Aufsehen. So zielstrebig, wie er Firmen aufbaute oder kaufte, so zielstrebig ging er die Präsidentschaft seines Landes an. 2005 kandidierte er erstmalig als Präsident und konnte ein Viertel der Stimmen gewinnen. Die Sozialisten gewannen aber über 50% der Stimmen und bekamen deshalb den Zuschlag für dieses Amt.

Chiles Präsident Sebastián Piñera in Berlin bei Angela Merkel und Frank-Walter Steinmeier
Chiles Präsident Sebastián Piñera in Berlin - Flagge im Kanzleramt
Bei den nächsten Wahlen gelang ihm der Durchbruch, so dass er im März 2010 als erster konservativer Präsident seit Pinochet (1974-1990) eingesetzt wurde. Vier Jahre später gewannen wieder die anderen, so dass seine Amtsvorgängerin wieder als Präsidentin eingesetzt wurde. Dieser Wechsel scheint sich jetzt so einzupegeln, denn bei den nächsten Wahlen löste er sie wieder ab.

Sebastián Piñera ist seit dem 11. März 2018 wieder im Amt und absolviert heute seinen Antrittsbesuch in Berlin. Wer als Präsident oder Premierminister nach einer Wahl die Bundeskanzlerin besucht, bekommt automatisch militärische Ehren. Um 12 Uhr wurde er im Ehrenhof des Kanzleramtes empfangen, hörte seine und unsere Nationalhymne und verschwand dann zu kurzen Gesprächen und einem Mittagessen im blau-weißen Regierungsgebäude, das die Berliner liebevoll als Waschmaschine bezeichnen.

Chiles Präsident Sebastián Piñera in Berlin bei Angela Merkel und Frank-Walter Steinmeier
Chiles Präsident Sebastián Piñera in Berlin - Emfang zum Gespräch im Schloss Bellevue - v.l.n.r.: Elke Büdenbender (Ehefrau des Bundespräsidenten), Cecilia Morel (Ehefrau von Sebastián Piñera), Sebastián Piñera (Präsident von Chile), Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier
Anschließend stand noch ein Besuch bei Frank-Walter Steinmeier auf dem Programm. Militärische Ehren bekam er dort nicht, da er diese ja schon bei Angela Merkel bekommen hatte. Im Schloss Bellevue lief es eher unspektakulär ab: Vorfahrt, kleiner roter Teppich, Gästebuch und ab ins Büro des Bundespräsidenten.

Solch ein Besuch muss sich für den Gast lohnen. Immerhin ist Chile mit 12.500 Kilometern fast so weit von Deutschland entfernt wie Australien.

Video:
Besuch des Präsidenten von Chile, Sebastián Piñera, in Berlin

Autor: Matthias Baumann

Donnerstag, 6. Juli 2017

Xi Jinping, Pandas und G20

Der Besuch von Xi Jinping erinnerte schon sehr an eine Dreierbeziehung mit Eifersuchtseinlage:

Es begann damit, dass der chinesische Staatspräsident am Dienstag mit einem roten Teppich, einem Ehrenspalier und 21 Salutschüssen in Berlin-Tegel empfangen wurde. Seine Maschine war beim Landeanflug von zwei Eurofightern eskortiert worden. Pünktlich mit dem ersten Kanonenschuss überflogen diese das Areal des TXL. Dann stieg Xi Jinping mit seiner Gattin, Peng Liyuan, in die Mercedes-Stretchlimousine und brauste eskortiert von vielen weiteren schwarzen Fahrzeugen in die City.

China Staatspräsident Xi Jinping Berlin
Chinas Staatspräsident Xi Jinping - Militärische Ehren im Schloss Bellevue
Am nächsten Tag ging es weiter mit den Ehren. Das Wachbataillon war standesgemäß mit allen drei Teilstreitkräften im Garten des Schlosses Bellevue angetreten. Das Schloss war weiträumig abgesperrt und die umliegenden Straßen und Plätze mit roten Fahnen beflaggt. Im Schlossgarten standen Kinder. Sie sangen und winkten dem Präsidenten zu. Das gefiel ihm gut.

China Staatspräsident Xi Jinping Berlin
Chinas Staatspräsident Xi Jinping - Kinder im Schloss Bellevue
Am Nachmittag wurde es besonders kuschelig. Die Kanzlerin nahm den Gast mit in den Zoo. Dort wurden die neuen knuffigen Bambusfresser, auch Pandas genannt, offiziell begrüßt und anschließend der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Seitdem die amerikanische Politik für Europäer nicht mehr berechenbar erscheint, muss ein neuer starker Partner her. China erweckt den Eindruck eines passenden Ersatzes. Die entsprechende Stimmung wird durch staatliche Ehrenerweise, singende Kinder und plüschige Bären erzeugt. Jetzt haben wir es dem Trump mal so richtig gezeigt!

China Staatspräsident Xi Jinping Berlin
Chinas Staatspräsident Xi Jinping - Ankunft in Tegel - 21 Salutschüsse und 2 Eurofighter
Damit aber nicht genug: Donald Trumps Eintreffen bei G20 in Hamburg verlief im Kontrast zu Xi Jinping. Es gab zwar einen roten Teppich, dafür aber kein Ehrenspalier, keine Salutschüsse, keine Eurofighter, keine Stretchlimo und nur einige Politiker aus der zweiten und dritten Reihe. Die miese Stimmung war dem US-Präsidenten anzusehen. Erst auf halber Treppe schaute er kurz in die Kameras und winkte notgedrungen. Seiner Frau wurde ein kleiner Blumenstrauß in die Hand gedrückt. Dann verschwanden sie in einem gepanzerten Hubschrauber.

Im Radio wurde bezüglich G20 schon von "19 gegen 1" geredet. Der eine Gegner war in diesem Fall nicht Nordkorea, sondern die USA. Schade eigentlich. Auch Donald Trump hätte sich bestimmt über ein wenig Anerkennung gefreut. Gehört es doch zum diplomatischen Geschick, auch schwierige Gesprächspartner mit Freundlichkeit und Wertschätzung zu Verhandlungsergebnissen zu motivieren, die bei blanker Konfrontation nicht zu erwarten sind.

Videos:
Ankunft Xi Jinping in Berlin-Tegel
Militärische Ehren für Xi Jinping im Garten von Schloss Bellevue

Autor: Matthias Baumann

Dienstag, 26. April 2016

Colonia Dignidad im Auswärtigen Amt

"Ordentlich und sauber bis zu den Schweineställen", beschrieben deutsche Diplomaten 1977 das Ergebnis einer Begehung der Colonia Dignidad im Süden Chiles.

Sektenführer Paul Schäfer hatte seine Leute im Griff. Waren sie einst freiwillig aus den Phobien des Kalten Krieges nach Chile ausgewandert, mussten sie nun in ständiger Angst vor körperlicher und psychischer Gewalt durch Paul Schäfer leben. Familien wurden getrennt und in homogene Gruppen umstrukturiert. Gegenseitige Bespitzelung war so normal wie die siebentägige Arbeitswoche. Gehalt gab es nicht, nur die allgemeine Grundversorgung. Wer trotzdem noch Zeit zum Nachdenken hatte, bekam als tägliche Grundversorgung Pillen, die ihn gut einen halben Tag ins Delirium versetzten.

"Es war noch viel schlimmer", bestätigten unisono mehrere der anwesenden Betroffenen, die heute Abend den Film "Colonia Dignidad" im Auswärtigen Amt angesehen hatten. Der deutsche Diplomat Dieter Haller äußerte sich 1987 mit den Worten: "so muss Theresienstadt gewesen sein". Anschließend bekam er so viel Druck von der Sekte und deren befreundeten chilenischen Politikern, dass er sich vorzeitig versetzen ließ.

Colonia Dignidad im Auswärtigen Amt
Filmvorführung "Colonia Dignidad" im Auswärtigen Amt
Generell hatte sich die deutsche Botschaft in Santiago nicht mit Ruhm geschmückt. Es gab zwar ab und zu wache Mitarbeiter, die jedoch wenig Gehör bekamen. Geflohene Aussteiger wurden oftmals wieder zurück in die Kolonie gebracht. Das betraf insbesondere die missbrauchten Kinder, die nach Ansicht der Botschaft in der Colonia Dignidad am besten aufgehoben seien. Die Anzahl der Missbrauchsfälle geht weit in den fünfstelligen Bereich. Kein Wunder also, dass sich nach Auflösung der Colonia Dignidad die seelischen Verletzungen in einer Sprengung der berüchtigten Dusche und der Demolierung des Wandreliefs mit dem eingravierten Spruch "Lasset die Kindlein zu mir kommen" entluden.

Während man in Chile schon lange über den Kindesmissbrauch in der Sekte redete, machte sich die deutsche Botschaft eher als Erfüllungsgehilfe bekannt, so dass sich Aussteiger lieber an die kanadische Botschaft wandten und dort tatsächlich die benötigte Hilfe bekamen.

2005 gab es das erste Gehalt für die Sektenmitglieder. Sie kauften sich davon Kaffee, Kaffeekannen, Fernseher und Mobiltelefone und waren damit erstmals mit der Außenwelt verbunden. Deutsche Diplomaten, die in dieser Zeit vor Ort waren, fanden Menschen  vor, die "hoch traumatisiert und Gehirn gewaschen" waren. Paul Schäfer war ein Profi bei der Manipulation seiner Gemeinde, so dass Verlustängste und Schuldgefühle auch heute noch viele der 130 dort lebenden Menschen belasten. Deshalb wurde dringend um Hilfe durch Traumaspezialisten gebeten. Die ehemaligen Mitglieder der Colonia Dignidad stehen noch vor einer weiteren Herausforderung. Sie haben wegen der langen unentgeltlichen Zwangsarbeit keinen Rentenanspruch erworben. Die sich als gemäßigt darstellenden aktuellen Sektenführer nutzen das aus, indem sie Land gegen Lebensgeschichten anbieten. Die Decke des Schweigens ist ein wichtiges Prinzip zum Schutz von Missbrauchssystemen.

Colonia Dignidad im Auswärtigen Amt
Colonia Dignidad im Auswärtigen Amt - Selbstkritische Rede des Außenministers
Frank-Walter Steinmeier wurde für seine offene und selbstkritische Rede gelobt. Es sei nicht selbstverständlich, dass ein Minister im eigenen Hause am eigenen Ressort solch eine deutliche Kritik übe. Der Minister beobachtete sehr genau die Reaktionen des betroffenen Publikums auf den Film und die Diskussionsbeiträge und misst dem Fall Colonia Dignidad einen hohen didaktischen Wert für zukünftige Botschafter-Generationen bei. So werde diese Fallstudie ins Curriculum der Diplomatenausbildung aufgenommen und ferner die übliche 30-jährige Sperrfrist für die Akten per Ministeranweisung auf zwanzig Jahre verkürzt.

Colonia Dignidad zeigt wie Sekten und Diktaturen funktionieren:

+ schaffe und nähre Schuldgefühle
+ trenne vertraute und verwandte Personen
+ schaffe eine Atmosphäre des gegenseitigen Mistrauens
+ erfinde zeitintensive und sinnlose Beschäftigungen
+ verhindere wirtschaftliche Handlungsfähigkeit
+ zensiere alles und halte die Außenwelt fern

Ein Aussteiger erzählte mir anschließend, dass eine Gruppe junger Leute über viele Monate gegen die Zustände in der Colonia Dignidad gebetet habe. Dann habe der sichtlich demontierte Paul Schäfer vor einem der Jungen gestanden und gegen die "Mafia"- das organisierte Gebet - gewettert. Drei Tage später setzte sich Schäfer nach Argentinien ab, wo er letztlich festgenommen und verurteilt wurde.

Autor: Matthias Baumann

Donnerstag, 7. März 2013

Chile und die Pickelhauben

Bundeskanzlerin Angela Merkel staunte nicht schlecht, als sie bei ihrem jüngsten Besuch in Chile von Uniformierten mit Pickelhaube begrüßt wurde.

Volker Tschapke Renato Rondanelli
Volker Tschapke und Renato Rondanelli
Dieser Helm ist nur ein kleines Beispiel der Dinge, die Chile aus Deutschland übernommen hatte. Beim heutigen Abend mit Oberst i.G. Renato Rondanelli, Verteidigungsattaché der Botschaft von Chile, wurde so einiges über die lange Tradition der Zusammenarbeit berichtet. Chile hatte bereits im 19. Jahrhundert mehrere preußische Offiziere unter Vertrag genommen, deren nachhaltiger Einfluss noch heute präsent ist.

Chile hat eine ungewöhnliche geografische Lage mit einer Kontinentalfläche von 756.626 m² und einer Küstenlänge von ca. 4.300 km. Ein Teil der Antarktis gehört ebenfalls zu Chile.

Volker Tschapke von der Preußischen Gesellschaft freute sich als Organisator des Abends, auch einige südamerikanische Botschafter und die Verteidigungsattachés von Brasilien, Argentinien und Albanien begrüßen zu können. Renato Rondanelli hatte als besondere Überraschung noch einen chilenischen Rotwein mitgebracht, der allgemeinen Anklang fand und die anschließenden Gespräche mit den Diplomaten abrundete.

Autor: Matthias Baumann